梵蒂岡的困境 虞和芳 22.9.2020發佈
這是一篇有關梵蒂岡,中國,並涉及台灣的文章。
下面是9月22riFAZ報導的梵蒂岡的困境 一文,我將它翻譯成中文,並附錄原文德文於下。
梵蒂岡的困境 F.A.Z. - Politik Dienstag, 22.09.2020 法蘭克福日報, 政治,星期二 22.09.2020
Das Dilemma des Vatikans
羅馬想延長與中國有關任命主教的有爭議的協議。教皇針對地下教堂受到壓迫的政策行為保持沉默。
並非每天都有美國外交國務卿對教皇進行道德講道。但是在周末,Mike Pompeo向羅馬發送一封信息,這在清晰度方面沒有什麼可取的:“如果梵蒂岡續簽該協議,那麼其道德權威就處於危險之中,Pompeo”在Twitter上寫道。 “協議”是中國與羅馬教廷之間的一項協議,它定義了任命主教的程序。梵蒂岡外交副部長 Erzbischof Antoine Camilleri 主教和和中國王超於2018年9月22日簽署的協議文本至今仍是秘密,鮮為人知。中方正在向梵蒂岡提議候選人,據說教皇擁有否決權。梵蒂岡和中國希望在未來幾週內延長協議,此協議於週二到期,最初限制為兩年-可能再延長兩年。
新教Pompeo對教皇的言論,更有可能是由於特朗普可能獲得天主教票,而不是因為擔心教皇的“道德權威”。但是Pompeo”警告的危險是非常真實的。在閩東中國教區,梵蒂岡實際上曾希望,中國東南部福建省的教區能夠成為中國分裂的天主教會之間和解的模型,梵蒂岡不承認由共產黨控制的官方教會,北京領導層不認可忠於教皇的地下教堂。有人甚至稱閩東為試點項目。但是到目前為止,那裡進展不順利。主教管區處於動蕩之中,雙方相互譴責為叛徒。自梵蒂岡與中國簽署協議以來,許多神父和信徒一直在苦惱痛苦中,或至少是感到深深不安全。這就是熟悉現場情況人士的報告。
因為該文件生效的那天,教皇Franziskus 於2018年承認中國國教會的七位主教,他們曾經在北京的指示下,未經教皇同意而受命。七人之一詹四祿現在是閩東的唯一主教。前任主教不得不讓位。教皇要求文西佐·郭錫金於2018年離職,他被降職為副主教。但是他只在副主教職位待幾個星期,然後又回到了地下教堂。據說北京沒有兌現對郭主教的承諾。從那時起,他就一直與世隔絕。新聞門戶網站Asianews.it是由“外國教皇協會”(Pontifical Institute for Foreign Missions)的宗教組織運營的,與地下教堂保持良好的聯繫。1月,新聞門戶網站報導說,這位退位的主教受到關閉水和電,被拒絕進入教區禮堂的對待。他現在無家可歸。從北京的角度來看,這是成功的:一個非常活躍的信奉基督教的團體遭到鎮壓。
郭的命運表明出中國天主教會走向統一的道路有多艱辛和漫長。在過去的幾年中,官方教堂和地下教堂之間的通道流通,但核心分歧仍然存在。它是根據共產黨的指示成立於1957年的天主教愛國協會,它不服從教皇的權威。這在中國稱為“自治”,與天主教的教義不符。根據Kirchenrecht 教會法律,即使梵蒂岡必須在許多國家做出讓步,教皇也可以自由決定任命主教。在1957年後繼續向中國教皇忠誠的神父,遭受嚴厲的處罰:多年監禁,多次軟禁,有時在同一個房間的警衛陪伴數月,以及不斷遭受侮辱。
正是由於他們對教皇的堅定忠誠,中國與梵蒂岡之間的協議現在使許多神父陷入困境。去年,通過梵蒂岡針對中國天主教徒發布的“牧民準則”,他們給人的印象是梵蒂岡鼓勵他們在官方教堂裡註冊-這一行為使他們遭到迫害,多年來一直遭到拒絕。郭主教的冷淡立場也使許多天主教徒苦惱,因為他的地下教堂以前曾佔閩東信徒的近90%,而只有少數幾個跟隨官方教堂的領導人詹四祿。在整個中國,這種關係還不清楚。估計的1200萬天主教徒中約有一半屬於“天主教愛國協會”,另一半屬於地下教會。
梵蒂岡知道閩東和其他教區目前正在發生的什麼情況。當樞機國務卿 Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin 在過去幾天中在羅馬宣布將與中國的協議 延長成為„ad experimentum“ “實驗性”時,他甚至沒有試圖以過往的記錄成果來爭論。他在接受意大利報紙《 Is Messaggero》的採訪中承認,在過去的兩年中,羅馬教會與國家和黨的領導之間的關係幾乎沒有任何改善。但是至少他們“已經採取了值得追求的重要方向。 Parolin 說,因為“關於合作的討論”本身具有價值,因此“對於像中國這樣的大國也是如此。”
即使只是立即達成協議的目的,梵蒂岡的成果也是清晰可見:在過去兩年中,根據新程序沒有任命任何一位主教。在協議簽署之前,教皇已認可2019年已任命的兩名中國主教。中國迫切需要新的主教:目前約有40個中國教區空缺,而更多的教區首長超過80歲。中方唯一的考慮是,根據各種說法,他們認識三到五個地下主教-仍然不認識約30個主教,並允許在以前未曾批准的主教法令中使用一個公式:候選人表示同意。“這個公式很了不起,因為中國政府一直斷然堅持-正如中國憲法也規定的那樣-沒有外國勢力可以干涉中國的宗教事務,”來自Sankt Augustin的中國中心Katharina Wenzel-Teuber說。
對於雙方而言,中梵協議不僅僅是一項行政措施。對於中國領導人來說,原則是:他們不容忍干涉。允許教皇自由任命中國主教的權利將樹立先例。在西方世界正與中國對抗的時候,與梵蒂岡的協議也是外交上的巨大成功。此外,外交部還希望與1951年破裂的羅馬教廷恢復外交關係,以剝奪台灣在歐洲的最後一個官方盟友。羅馬教廷是唯一一個與台灣保持外交關係的歐洲國家-因此受到國際法的待遇。
對於梵蒂岡來說,無非就是避免分裂,因此“使徒的繼承者”決定,根據天主教的理解,這些是主教。如果由國家控制的中國教會在沒有教皇批准的情況下繼續任命主教,那麼中國國家教會就威脅到要脫離羅馬。對於任何教皇來說,這將是最大的破壞。然而,諸如已退休的香港紅衣主教Joseph Zen-Zekiun的批評家認為,由於擔心死亡,梵蒂岡走向自殺之路。 “如何調和一個真正的天主教教會與一個分裂的教會?通過像他們一樣將所有人推入分裂式教堂?那應該是什麼樣的教堂?”他在接受F.A.Z.採訪時提問。
樞機主教認為加入共產黨是“天真”,共產黨近年來對所有宗教的限制越來越大。他還要求公佈此協議,協議的機密性使北京向神父和信徒施加壓力。與新教家庭教堂相比,地下天主教堂是非政治性的。與某些著名的新教牧師不同,天主教神父不會公開批評政權。此協定還面臨梵蒂岡的舊困境:它是否可以與威權主義和極權主義政權坐在一起,並締結條約,如果它認為這是確保延續教會生活的唯一途徑?他是否可以(至少暫時)隱藏人權,因為他看到自己靈魂的救贖受到威脅?接受酷刑和壓迫才能使聖體慶典成為可能?
Franziskus 教皇對針對地下教會的遭受到不應有的迫害對待,中國在香港的行動以及對穆斯林維吾爾人的鎮壓仍然保持沉默。幾年前,當一名記者問他中國是否有宗教自由時,他回答是,並說中國的教堂已滿。在2019年11月被問及“他對香港局勢的看法”時,教宗 Franziskus 回答:他不僅想到香港,還想到了智利,法國,尼加拉瓜和其他拉丁美洲及美洲國家的“黃背心”抗議活動。歐洲國家。他的總結是:“這是普遍現象。”
梵蒂岡絕不是此協議的唯一捍衛者。在德國,支持者之一是Jeremias Schröder的St Ottinlien本篤會會長方丈。他公開表達梵蒂岡不敢公開說的話:“從我的角度來看,教會必須做到這兩者:它必須支持弱者並要求尊重人權,但它也必須能夠與人接觸,以便能夠維持過教會的生活。首席傳教士,本篤會Schröder在接受FAZ採訪時,他說: 中國“太大而又重要,以至於現在教會與人民的接觸,必須優先於純粹的象徵性政策,而有利於香港和維吾爾人的政策最終將不會產生任何後果。Schröder”說,畢竟,教皇是“整個教會的牧者”。這就是為什麼他認為“梵蒂岡的務實態度”是正確的。
自1985年以來,傳教士的本篤會成員再次在中國東北服務,那裡住有5位當地教士。 但是,中國正式禁止國際教會。 此外,完全只允許女性修道院。 Schröder認識新時代的第一位中國主教。 安東尼奧·姚順(Antonio Yao Shun)於2019年8月在中國北方被任命為濟寧新主教,他曾就讀於美國明尼蘇達州的本篤會學院。 在Schröder的判斷中,他絕不是共產黨認可的神父,因為對此協議的批評者擔心新任命的主教。 Schröder說:“這是一個受人尊敬,光榮的好人。”
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Dienstag, 22.09.2020
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Dienstag, 22.09.2020
Das Dilemma des Vatikans
Rom will das umstrittene Abkommen mit China zu Bischofsernennungen verlängern. Der Papst schweigt beharrlich zu Repressalien gegenüber der Untergrundkirche.
Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein amerikanischer Außenminister der päpstlichen Diplomatie eine Moralpredigt hält. Aber am Wochenende sandte Mike Pompeo eine Botschaft nach Rom, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrigließ: „Der Vatikan setzt seine moralische Autorität aufs Spiel, wenn er den Deal erneuern sollte“, schrieb Pompeo auf Twitter. Der „Deal“, das ist ein Abkommen zwischen China und dem Heiligen Stuhl, das ein Verfahren für Bischofsernennungen festlegt. Der Text des Abkommens, das am 22. September 2018 von den stellvertretenden Außenministern des Vatikans und Chinas, Erzbischof Antoine Camilleri und Wang Chao, unterzeichnet wurde, ist bis heute geheim. Nur so viel wurde bekannt: Die chinesische Seite schlägt dem Vatikan Kandidaten vor, und der Papst soll ein Vetorecht haben. In den kommenden Wochen wollen der Vatikan und China das Abkommen, das an diesem Dienstag ausläuft und zunächst auf zwei Jahre begrenzt war, verlängern – voraussichtlich für weitere zwei Jahre.
Die Einlassungen des Protestanten Pompeo dürften zwar mehr der Aussicht auf katholische Wählerstimmen für Trump als der Sorge um die „moralische Autorität“ des Papstes geschuldet sein. Aber die Gefahr, vor der Pompeo warnt, ist durchaus real. Etwa im chinesischen Bistum Mindong. Eigentlich hatte der Vatikan wohl gehofft, das Bistum in der südostchinesischen Provinz Fujian könnte so etwas wie ein Modell werden für eine Aussöhnung der gespaltenen katholischen Kirche in China, eine Aussöhnung zwischen der von der Kommunistischen Partei kontrollierten offiziellen Kirche, die der Vatikan nicht anerkennt, und der papsttreuen Untergrundkirche, die von der Führung in Peking nicht anerkannt wird. Manche nannten Mindong gar ein Pilotprojekt. Doch bisher läuft es dort alles andere als gut. Das Bistum ist in Aufruhr, beide Seiten beschimpfen sich gegenseitig als Verräter. Viele Priester und Gläubige sind verbittert oder zumindest tief verunsichert, seit der Vatikan das Abkommen mit China schloss. So berichtet es jemand, der mit der Situation vor Ort vertraut ist.
Denn am Tag, als das Dokument in Kraft trat, erkannte Papst Franziskus 2018 sieben Bischöfe der staatlichen Kirche in China an, die einst auf Pekings Weisung und ohne Einverständnis des Papstes geweiht worden waren. Und einer der sieben, Zhan Silu, ist nun der alleinige Bischof von Mindong. Dafür musste der bisherige Bischof der dortigen Untergrundkirche weichen. Vincenzo Guo Xijin war 2018 vom Papst aufgefordert worden, zurückzutreten. Er wurde zum Weihbischof herabgestuft. Doch er übte das Amt nur wenige Wochen aus und ging dann abermals in den Untergrund. Es heißt, Versprechen, die Bischof Guo von Seiten Pekings gemacht wurden, seien nicht eingehalten worden. Seither ist er isoliert. Das Nachrichtenportal Asianews.it, das von der Ordensgemeinschaft „Päpstliches Institut für die auswärtigen Missionen“ betrieben wird und über gute Kontakte zur Untergrundkirche verfügt, berichtete im Januar, dem gefallenen Bischof seien Wasser und Strom abgeschaltet und der Zugang zum Gemeindehaus verwehrt worden; er sei nun obdachlos. Aus Pekings Sicht ist das ein Erfolg: eine besonders aktive Gruppe praktizierender Christen konnte zerschlagen werden.
Guos Schicksal zeigt, wie hart und lang der Weg zu einer Einheit der katholischen Kirche in China ist. Die Übergänge zwischen der offiziellen Kirche und der Untergrundkirche sind zwar in den vergangenen Jahren bisweilen fließend geworden, im Kern besteht die Spaltung aber fort. Sie war entstanden, als auf Weisung der Kommunistischen Partei 1957 die Katholisch-Patriotische Vereinigung gegründet wurde, die sich der Autorität des Papstes nicht unterwirft. „Selbstverwaltung“ wird das in China genannt, mit der katholischen Lehre ist es nicht vereinbar. Laut dem Kirchenrecht entscheidet der Papst frei über die Ernennung von Bischöfen, auch wenn der Vatikan in etlichen Ländern Kompromisse eingehen musste. Priester, die sich in China nach 1957 weiter zum Papst bekannten, mussten harte Strafen erleiden: jahrelange Haft, immer wieder Hausarrest, teils über Monate mit dem Bewacher im selben Zimmer, und ständige Demütigungen.
Gerade wegen ihrer standhaften Papsttreue stürzt das Abkommen zwischen China und dem Vatikan viele Priester nun in ein Dilemma. Denn sie gewannen im vergangenen Jahr durch vom Vatikan veröffentlichte „Pastorale Leitlinien“ für die Katholiken in China den Eindruck, der Vatikan ermutige sie, sich bei der offiziellen Kirche zu registrieren – ein Akt, für dessen Verweigerung sie jahrelang verfolgt wurden. Die Kaltstellung des Bischofs Guo verbittert auch deshalb viele Katholiken im Land, weil seiner Untergrundkirche zuvor fast 90 Prozent der Gläubigen in Mindong angehört hatten, während dem Führer der offiziellen Kirche Zhan Silu nur wenige gefolgt waren. In China insgesamt ist das Verhältnis weniger eindeutig. Rund die Hälfte der geschätzt zwölf Millionen Katholiken gehört der „Katholisch-patriotischen Vereinigung“ an, die andere Hälfte der Untergrundkirche.
Im Vatikan weiß man, was sich in Mindong und anderen Bistümern derzeit abspielt. Als Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in den vergangenen Tagen in Rom ankündigte, dass das Abkommen mit China „ad experimentum“ verlängert werde, versuchte er denn auch gar nicht erst, mit einer Erfolgsbilanz zu argumentieren. In den vergangenen zwei Jahren seien kaum Verbesserungen im Verhältnis der Kirche zur Staats- und Parteiführung in Peking eingetreten, gestand er in einem Interview mit der italienischen Zeitung „Il Messaggero“. Aber man habe immerhin „eine wichtige Richtung eingeschlagen, die es wert ist, weiterverfolgt zu werden“. Denn ein „Diskurs über Zusammenarbeit“ habe schon einen Wert an sich, „auch in Bezug auf ein großes Land wie China“, sagte Parolin.
Selbst wenn man nur den unmittelbaren Zweck des Abkommens nimmt, fällt die Bilanz für den Vatikan ernüchternd aus: In den vergangenen zwei Jahren ist kein einziger Bischof nach dem neuen Verfahren ernannt worden. Jene zwei chinesischen Bischöfe, die 2019 geweiht wurden, waren vom Papst schon vor der Unterzeichnung des Abkommens ernannt worden. Dabei wären neue Bischöfe dringend nötig: Rund 40 chinesische Bistümer sind derzeit vakant, und etliche weitere werden von Bischöfen geleitet, die älter als achtzig Jahre sind. Die einzige Gegenleistung der chinesischen Seite bestand darin, dass sie nach unterschiedlichen Zählungen drei bis fünf Untergrundbischöfe anerkannte – rund 30 sind weiterhin nicht anerkannt – und zuließ, dass während der Bischofsweihen eine Formel verwendet wurde, die bislang nicht zugestanden wurde: „Der Papst hat dem Kandidaten zugestimmt.“ Diese Formel sei „bemerkenswert, weil Chinas Regierung sonst immer kategorisch darauf bestanden hat, dass sich – wie es auch die chinesische Verfassung festlegt – keine auswärtige Macht in die religiösen Angelegenheiten Chinas einmischen darf“, sagt Katharina Wenzel-Teuber vom China Zentrum in Sankt Augustin.
In dem chinesisch-vatikanischen Abkommen geht es um weit mehr als nur um eine administrative Maßnahme – für beide Seiten. Für die chinesische Führung geht es ums Prinzip: Sie duldet keine Einmischung. Würde sie dem Papst das Recht zugestehen, Bischöfe in China frei zu ernennen, hätte sie einen Präzedenzfall geschaffen. In einer Zeit, in der die westliche Welt auf Konfrontationskurs mit China gegangen ist, bedeutet das Abkommen mit dem Vatikan zudem einen beachtlichen diplomatischen Erfolg. Hinzu kommt, dass das Außenministerium auf eine Wiederaufnahme der 1951 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen zum Heiligen Stuhl hofft, um Taiwan seinen letzten offiziellen Verbündeten in Europa zu nehmen. Der Heilige Stuhl unterhält als einziges europäisches Land – als solches wird er völkerrechtlich behandelt – diplomatische Beziehungen zu Taiwan.
Für den Vatikan geht es um nichts weniger als die Abwendung eines Schismas und darum, wer die „Nachfolger der Apostel“ bestimmt. Denn das sind die Bischöfe nach katholischem Verständnis. Würde die staatlich kontrollierte chinesische Kirche weiterhin Bischöfe ohne Billigung des Papstes ernennen, drohte die endgültige Abspaltung einer chinesischen Nationalkirche von Rom. Das wäre für jeden Papst der größte anzunehmende Störfall. Kritiker wie der emeritierte Hongkonger Kardinal Joseph Zen-Zekiun sehen in dem vom Vatikan eingeschlagenen Weg allerdings einen Selbstmord aus Angst vor dem Tod. „Wie kann man eine echte katholische Kirche mit einer schismatischen Kirche versöhnen? Indem man alle in die schismatische Kirche drängt, so wie sie es getan haben? Was für eine Kirche soll das sein?“, fragt er im Gespräch mit der F.A.Z.
Kardinal Zen hält es für „naiv“, sich mit der Kommunistischen Partei einzulassen, die alle Religionen in den vergangenen Jahren immer weiter eingeschränkt hat. Er verlangt zudem die Veröffentlichung des Abkommens, dessen Geheimhaltung es Peking erlaubt habe, Priester und Gläubige unter Druck zu setzen. Dabei ist die katholische Untergrundkirche im Vergleich zu den protestantischen Hauskirchen eher unpolitisch. Die katholischen Priester treten nicht mit regimekritischen Äußerungen an die Öffentlichkeit, anders als manche prominente evangelische Pastoren. Den Vatikan stellt das Abkommen darüber hinaus vor ein altes Dilemma: Darf er sich mit autoritären und totalitären Regimen an einen Tisch setzen und Verträge schließen, wenn er glaubt, nur dadurch den Fortbestand des kirchlichen Lebens sichern zu können? Darf er die Menschenrechte – zumindest zeitweilig – ausblenden, weil er das Seelenheil gefährdet sieht? Folter und Unterdrückung hinnehmen, um Eucharistiefeiern zu ermöglichen?
Papst Franziskus schweigt beharrlich zu den Repressalien gegenüber der Untergrundkirche, zum chinesischen Vorgehen in Hongkong und zur Unterdrückung der muslimischen Uiguren. Als er vor einigen Jahren von einem Journalisten gefragt wurde, ob in China Religionsfreiheit herrsche, bejahte er dies und sagte, die Kirchen im Land seien voll. Als er im November 2019 gefragt wurde, „was er über die Situation in Hongkong denkt“, antwortete Franziskus: Er denke nicht nur an Hongkong, er denke auch an Chile, die „Gelbwesten“Proteste in Frankreich, an Nicaragua sowie an andere lateinamerikanische und europäische Länder. Sein Resümee lautete: „Das ist ein allgemeines Phänomen.“
Der Vatikan ist aber keineswegs der einzige Verteidiger des Abkommens. Zu den Befürwortern in Deutschland zählt der Abtpräses der Benediktinerkongregation von St. Ottilien, Jeremias Schröder. Er spricht offen aus, was der Vatikan sich so öffentlich nicht zu sagen traut: „Aus meiner Sicht muss die Kirche beides: Sie muss für die Schwachen einstehen und die Achtung der Menschenrechte einfordern, aber sie muss auch den Zugang zu den Menschen haben, damit das kirchliche Leben aufrechterhalten werden kann“, sagt der oberste Missionsbenediktiner im Gespräch mit der F.A.Z. China sei „einfach so groß und so wichtig, dass der Zugang der Kirche zu den Menschen jetzt Priorität haben musste vor einer reinen Symbolpolitik zugunsten Hongkongs und der Uiguren, die letztlich folgenlos bleiben würde“. Der Papst sei ja schließlich „Hirte der gesamten Kirche“, sagt Schröder. Deshalb hält er „den pragmatischen Ansatz des Vatikans“ für richtig.
Die Missionsbenediktiner sind seit 1985 wieder im Nordosten Chinas tätig, wo fünf einheimische Mönche leben. Offiziell sind internationale Orden allerdings in China verboten; zudem sind nur Frauenorden überhaupt zugelassen. Den ersten chinesischen Bischof der neuen Ära kennt Schröder persönlich. Antonio Yao Shun, der im August 2019 zum neuen Bischof von Jining im Norden Chinas geweiht wurde, hat an der Hochschule der Benediktiner im amerikanischen Bundesstaat Minnesota studiert. Er ist nach Schröders Urteil keineswegs ein kirchlicher Apparatschik mit Gütesiegel der Kommunistischen Partei, wie Kritiker des Abkommens es für die neu ernannten Bischöfe befürchten. „Das ist ein angesehener, ehrenwerter und guter Mann“, sagt Schröder.
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