2020年9月22日 星期二

梵蒂岡的困境 虞和芳 22.9.2020發佈

 梵蒂岡的困境                      虞和芳                      22.9.2020發佈

這是一篇有關梵蒂岡,中國,並涉及台灣的文章。

下面是922riFAZ報導的梵蒂岡的困境 一文,我將它翻譯成中文,並附錄原文德文於下。


梵蒂岡的困境   F.A.Z. - Politik Dienstag, 22.09.2020 法蘭克福日報, 政治,星期二 22.09.2020


Das Dilemma des Vatikans


羅馬想延長與中國有關任命主教的有爭議的協議。教皇針對地下教堂受到壓迫的政策行為保持沉默。


並非每天都有美國外交國務卿對教皇進行道德講道。但是在周末,Mike Pompeo向羅馬發送一封信息,這在清晰度方面沒有什麼可取的:如果梵蒂岡續簽該協議,那麼其道德權威就處於危險之中,Pompeo”Twitter上寫道。協議是中國與羅馬教廷之間的一項協議,它定義了任命主教的程序。梵蒂岡外交副部長 Erzbi­schof Antoi­ne Camil­le­ri 主教和和中國王超於2018922日簽署的協議文本至今仍是秘密,鮮為人知。中方正在向梵蒂岡提議候選人,據說教皇擁有否決權。梵蒂岡和中國希望在未來幾週內延長協議,此協議於週二到期,最初限制為兩年-可能再延長兩年。


新教Pompeo對教皇的言論,更有可能是由於特朗普可能獲得天主教票,而不是因為擔心教皇的道德權威。但是Pompeo”警告的危險是非常真實的。在閩東中國教區,梵蒂岡實際上曾希望,中國東南部福建省的教區能夠成為中國分裂的天主教會之間和解的模型,梵蒂岡不承認由共產黨控制的官方教會,北京領導層不認可忠於教皇的地下教堂。有人甚至稱閩東為試點項目。但是到目前為止,那裡進展不順利。主教管區處於動蕩之中,雙方相互譴責為叛徒。自梵蒂岡與中國簽署協議以來,許多神父和信徒一直在苦惱痛苦中,或至少是感到深深不安全。這就是熟悉現場情況人士的報告。

因為該文件生效的那天,教皇Fran­zis­kus 2018年承認中國國教會的七位主教,他們曾經在北京的指示下,未經教皇同意而受命。七人之一詹四祿現在是閩東的唯一主教。前任主教不得不讓位。教皇要求文西佐·郭錫金於2018年離職,他被降職為副主教。但是他只在副主教職位待幾個星期,然後又回到了地下教堂。據說北京沒有兌現對郭主教的承諾。從那時起,他就一直與世隔絕。新聞門戶網站Asianews.it是由外國教皇協會Pontifical Institute for Foreign Missions)的宗教組織運營的,與地下教堂保持良好的聯繫。1月,新聞門戶網站報導說,這位退位的主教受到關閉水和電,被拒絕進入教區禮堂的對待。他現在無家可歸。從北京的角度來看,這是成功的:一個非常活躍的信奉基督教的團體遭到鎮壓。


郭的命運表明出中國天主教會走向統一的道路有多艱辛和漫長。在過去的幾年中,官方教堂和地下教堂之間的通道流通,但核心分歧仍然存在。它是根據共產黨的指示成立於1957年的天主教愛國協會,它不服從教皇的權威。這在中國稱為自治,與天主教的教義不符。根據Kirchen­recht 教會法律,即使梵蒂岡必須在許多國家做出讓步,教皇也可以自由決定任命主教。在1957年後繼續向中國教皇忠誠的神父,遭受嚴厲的處罰:多年監禁,多次軟禁,有時在同一個房間的警衛陪伴數月,以及不斷遭受侮辱。

正是由於他們對教皇的堅定忠誠,中國與梵蒂岡之間的協議現在使許多神父陷入困境。去年,通過梵蒂岡針對中國天主教徒發布的牧民準則,他們給人的印象是梵蒂岡鼓勵他們在官方教堂裡註冊-這一行為使他們遭到迫害,多年來一直遭到拒絕。郭主教的冷淡立場也使許多天主教徒苦惱,因為他的地下教堂以前曾佔閩東信徒的近90%,而只有少數幾個跟隨官方教堂的領導人詹四祿。在整個中國,這種關係還不清楚。估計的1200萬天主教徒中約有一半屬於天主教愛國協會,另一半屬於地下教會。


梵蒂岡知道閩東和其他教區目前正在發生的什麼情況。當樞機國務卿 Kardi­nal­staats­se­kre­tär Pietro Paro­lin 在過去幾天中在羅馬宣布將與中國的協議 延長成為„ad expe­ri­men­tum“ “實驗性時,他甚至沒有試圖以過往的記錄成果來爭論。他在接受意大利報紙《 Is Messaggero》的採訪中承認,在過去的兩年中,羅馬教會與國家和黨的領導之間的關係幾乎沒有任何改善。但是至少他們已經採取了值得追求的重要方向。 Paro­lin 說,因為關於合作的討論本身具有價值,因此對於像中國這樣的大國也是如此。

即使只是立即達成協議的目的,梵蒂岡的成果也是清晰可見:在過去兩年中,根據新程序沒有任命任何一位主教。在協議簽署之前,教皇已認可2019年已任命的兩名中國主教。中國迫切需要新的主教:目前約有40個中國教區空缺,而更多的教區首長超過80歲。中方唯一的考慮是,根據各種說法,他們認識三到五個地下主教-仍然不認識約30個主教,並允許在以前未曾批准的主教法令中使用一個公式:候選人表示同意。這個公式很了不起,因為中國政府一直斷然堅持-正如中國憲法也規定的那樣-沒有外國勢力可以干涉中國的宗教事務,來自Sankt Augus­tin的中國中心Katha­ri­na Wenzel-Teuber說。


對於雙方而言,中梵協議不僅僅是一項行政措施。對於中國領導人來說,原則是:他們不容忍干涉。允許教皇自由任命中國主教的權利將樹立先例。在西方世界正與中國對抗的時候,與梵蒂岡的協議也是外交上的巨大成功。此外,外交部還希望與1951年破裂的羅馬教廷恢復外交關係,以剝奪台灣在歐洲的最後一個官方盟友。羅馬教廷是唯一一個與台灣保持外交關係的歐洲國家-因此受到國際法的待遇。

對於梵蒂岡來說,無非就是避免分裂,因此使徒的繼承者決定,根據天主教的理解,這些是主教。如果由國家控制的中國教會在沒有教皇批准的情況下繼續任命主教,那麼中國國家教會就威脅到要脫離羅馬。對於任何教皇來說,這將是最大的破壞。然而,諸如已退休的香港紅衣主教Joseph Zen-Zekiun的批評家認為,由於擔心死亡,梵蒂岡走向自殺之路。如何調和一個真正的天主教教會與一個分裂的教會?通過像他們一樣將所有人推入分裂式教堂?那應該是什麼樣的教堂?他在接受F.A.Z.採訪時提問。


樞機主教認為加入共產黨是天真,共產黨近年來對所有宗教的限制越來越大。他還要求公佈此協議,協議的機密性使北京向神父和信徒施加壓力。與新教家庭教堂相比,地下天主教堂是非政治性的。與某些著名的新教牧師不同,天主教神父不會公開批評政權。此協定還面臨梵蒂岡的舊困境:它是否可以與威權主義和極權主義政權坐在一起,並締結條約,如果它認為這是確保延續教會生活的唯一途徑?他是否可以(至少暫時)隱藏人權,因為他看到自己靈魂的救贖受到威脅?接受酷刑和壓迫才能使聖體慶典成為可能?


Fran­zis­kus 教皇對針對地下教會的遭受到不應有的迫害對待,中國在香港的行動以及對穆斯林維吾爾人的鎮壓仍然保持沉默。幾年前,當一名記者問他中國是否有宗教自由時,他回答是,並說中國的教堂已滿。在201911月被問及他對香港局勢的看法時,教宗 Fran­zis­kus 回答:他不僅想到香港,還想到了智利,法國,尼加拉瓜和其他拉丁美洲及美洲國家的黃背心抗議活動。歐洲國家。他的總結是:這是普遍現象。


梵蒂岡絕不是此協議的唯一捍衛者。在德國,支持者之一是Jeremias SchröderSt  Ottinlien本篤會會長方丈。他公開表達梵蒂岡不敢公開說的話:從我的角度來看,教會必須做到這兩者:它必須支持弱者並要求尊重人權,但它也必須能夠與人接觸,以便能夠維持過教會的生活。首席傳教士,本篤會Schröder在接受FAZ採訪時,他說: 中國太大而又重要,以至於現在教會與人民的接觸,必須優先於純粹的象徵性政策,而有利於香港和維吾爾人的政策最終將不會產生任何後果。Schröder”說,畢竟,教皇是整個教會的牧者。這就是為什麼他認為梵蒂岡的務實態度是正確的。

1985年以來,傳教士的本篤會成員再次在中國東北服務,那裡住有5位當地教士。 但是,中國正式禁止國際教會。 此外,完全只允許女性修道院。 Schröder認識新時代的第一位中國主教。 安東尼奧·姚順(Antonio Yao Shun)於20198月在中國北方被任命為濟寧新主教,他曾就讀於美國明尼蘇達州的本篤會學院。 Schröder的判斷中,他絕不是共產黨認可的神父,因為對此協議的批評者擔心新任命的主教。 Schröder說:這是一個受人尊敬,光榮的好人。


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Dienstag, 22.09.2020

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Dienstag, 22.09.2020


Das Dilemma des Vatikans


Rom will das umstrittene Abkommen mit China zu Bischofsernennungen verlängern. Der Papst schweigt beharrlich zu Repressalien gegenüber der Untergrundkirche.


Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein ameri­ka­ni­scher Außen­mi­nis­ter der päpst­li­chen Diplo­ma­tie eine Moral­pre­digt hält. Aber am Wochen­en­de sandte Mike Pompeo eine Botschaft nach Rom, die an Deut­lich­keit nichts zu wünschen übri­gließ: „Der Vati­kan setzt seine mora­li­sche Auto­ri­tät aufs Spiel, wenn er den Deal erneu­ern sollte“, schrieb Pompeo auf Twit­ter. Der „Deal“, das ist ein Abkom­men zwischen China und dem Heili­gen Stuhl, das ein Verfah­ren für Bischofs­er­nen­nun­gen fest­legt. Der Text des Abkom­mens, das am 22. Septem­ber 2018 von den stell­ver­tre­ten­den Außen­mi­nis­tern des Vati­kans und Chinas, Erzbi­schof Antoi­ne Camil­le­ri und Wang Chao, unter­zeich­net wurde, ist bis heute geheim. Nur so viel wurde bekannt: Die chine­si­sche Seite schlägt dem Vati­kan Kandi­da­ten vor, und der Papst soll ein Veto­recht haben. In den kommen­den Wochen wollen der Vati­kan und China das Abkom­men, das an diesem Diens­tag ausläuft und zunächst auf zwei Jahre begrenzt war, verlän­gern – voraus­sicht­lich für weite­re zwei Jahre.


Die Einlas­sun­gen des Protes­tan­ten Pompeo dürf­ten zwar mehr der Aussicht auf katho­li­sche Wähler­stim­men für Trump als der Sorge um die „mora­li­sche Auto­ri­tät“ des Paps­tes geschul­det sein. Aber die Gefahr, vor der Pompeo warnt, ist durch­aus real. Etwa im chine­si­schen Bistum Mindong. Eigent­lich hatte der Vati­kan wohl gehofft, das Bistum in der südost­chi­ne­si­schen Provinz Fujian könnte so etwas wie ein Modell werden für eine Aussöh­nung der gespal­te­nen katho­li­schen Kirche in China, eine Aussöh­nung zwischen der von der Kommu­nis­ti­schen Partei kontrol­lier­ten offi­zi­el­len Kirche, die der Vati­kan nicht aner­kennt, und der papst­treu­en Unter­grund­kir­che, die von der Führung in Peking nicht aner­kannt wird. Manche nann­ten Mindong gar ein Pilot­pro­jekt. Doch bisher läuft es dort alles andere als gut. Das Bistum ist in Aufruhr, beide Seiten beschimp­fen sich gegen­sei­tig als Verrä­ter. Viele Pries­ter und Gläu­bi­ge sind verbit­tert oder zumin­dest tief verun­si­chert, seit der Vati­kan das Abkom­men mit China schloss. So berich­tet es jemand, der mit der Situa­ti­on vor Ort vertraut ist.


Denn am Tag, als das Doku­ment in Kraft trat, erkann­te Papst Fran­zis­kus 2018 sieben Bischö­fe der staat­li­chen Kirche in China an, die einst auf Pekings Weisung und ohne Einver­ständ­nis des Paps­tes geweiht worden waren. Und einer der sieben, Zhan Silu, ist nun der allei­ni­ge Bischof von Mindong. Dafür musste der bishe­ri­ge Bischof der dorti­gen Unter­grund­kir­che weichen. Vincen­zo Guo Xijin war 2018 vom Papst aufge­for­dert worden, zurück­zu­tre­ten. Er wurde zum Weih­bi­schof herab­ge­stuft. Doch er übte das Amt nur wenige Wochen aus und ging dann aber­mals in den Unter­grund. Es heißt, Verspre­chen, die Bischof Guo von Seiten Pekings gemacht wurden, seien nicht einge­hal­ten worden. Seit­her ist er isoliert. Das Nach­rich­ten­por­tal Asia­news.it, das von der Ordens­ge­mein­schaft „Päpst­li­ches Insti­tut für die auswär­ti­gen Missio­nen“ betrie­ben wird und über gute Kontak­te zur Unter­grund­kir­che verfügt, berich­te­te im Januar, dem gefal­le­nen Bischof seien Wasser und Strom abge­schal­tet und der Zugang zum Gemein­de­haus verwehrt worden; er sei nun obdach­los. Aus Pekings Sicht ist das ein Erfolg: eine beson­ders aktive Gruppe prak­ti­zie­ren­der Chris­ten konnte zerschla­gen werden.


Guos Schick­sal zeigt, wie hart und lang der Weg zu einer Einheit der katho­li­schen Kirche in China ist. Die Über­gän­ge zwischen der offi­zi­el­len Kirche und der Unter­grund­kir­che sind zwar in den vergan­ge­nen Jahren biswei­len flie­ßend gewor­den, im Kern besteht die Spal­tung aber fort. Sie war entstan­den, als auf Weisung der Kommu­nis­ti­schen Partei 1957 die Katho­lisch-Patrio­ti­sche Verei­ni­gung gegrün­det wurde, die sich der Auto­ri­tät des Paps­tes nicht unter­wirft. „Selbst­ver­wal­tung“ wird das in China genannt, mit der katho­li­schen Lehre ist es nicht verein­bar. Laut dem Kirchen­recht entschei­det der Papst frei über die Ernen­nung von Bischö­fen, auch wenn der Vati­kan in etli­chen Ländern Kompro­mis­se einge­hen musste. Pries­ter, die sich in China nach 1957 weiter zum Papst bekann­ten, muss­ten harte Stra­fen erlei­den: jahre­lan­ge Haft, immer wieder Haus­ar­rest, teils über Monate mit dem Bewa­cher im selben Zimmer, und stän­di­ge Demü­ti­gun­gen.


Gerade wegen ihrer stand­haf­ten Papst­treue stürzt das Abkom­men zwischen China und dem Vati­kan viele Pries­ter nun in ein Dilem­ma. Denn sie gewan­nen im vergan­ge­nen Jahr durch vom Vati­kan veröf­fent­lich­te „Pasto­ra­le Leit­li­ni­en“ für die Katho­li­ken in China den Eindruck, der Vati­kan ermu­ti­ge sie, sich bei der offi­zi­el­len Kirche zu regis­trie­ren – ein Akt, für dessen Verwei­ge­rung sie jahre­lang verfolgt wurden. Die Kalt­stel­lung des Bischofs Guo verbit­tert auch deshalb viele Katho­li­ken im Land, weil seiner Unter­grund­kir­che zuvor fast 90 Prozent der Gläu­bi­gen in Mindong ange­hört hatten, während dem Führer der offi­zi­el­len Kirche Zhan Silu nur wenige gefolgt waren. In China insge­samt ist das Verhält­nis weni­ger eindeu­tig. Rund die Hälfte der geschätzt zwölf Millio­nen Katho­li­ken gehört der „Katho­lisch-patrio­ti­schen Verei­ni­gung“ an, die andere Hälfte der Unter­grund­kir­che.


Im Vati­kan weiß man, was sich in Mindong und ande­ren Bistü­mern derzeit abspielt. Als Kardi­nal­staats­se­kre­tär Pietro Paro­lin in den vergan­ge­nen Tagen in Rom ankün­dig­te, dass das Abkom­men mit China „ad expe­ri­men­tum“ verlän­gert werde, versuch­te er denn auch gar nicht erst, mit einer Erfolgs­bi­lanz zu argu­men­tie­ren. In den vergan­ge­nen zwei Jahren seien kaum Verbes­se­run­gen im Verhält­nis der Kirche zur Staats- und Partei­füh­rung in Peking einge­tre­ten, gestand er in einem Inter­view mit der italie­ni­schen Zeitung „Il Messag­ge­ro“. Aber man habe immer­hin „eine wich­ti­ge Rich­tung einge­schla­gen, die es wert ist, weiter­ver­folgt zu werden“. Denn ein „Diskurs über Zusam­men­ar­beit“ habe schon einen Wert an sich, „auch in Bezug auf ein großes Land wie China“, sagte Paro­lin.


Selbst wenn man nur den unmit­tel­ba­ren Zweck des Abkom­mens nimmt, fällt die Bilanz für den Vati­kan ernüch­ternd aus: In den vergan­ge­nen zwei Jahren ist kein einzi­ger Bischof nach dem neuen Verfah­ren ernannt worden. Jene zwei chine­si­schen Bischö­fe, die 2019 geweiht wurden, waren vom Papst schon vor der Unter­zeich­nung des Abkom­mens ernannt worden. Dabei wären neue Bischö­fe drin­gend nötig: Rund 40 chine­si­sche Bistü­mer sind derzeit vakant, und etli­che weite­re werden von Bischö­fen gelei­tet, die älter als acht­zig Jahre sind. Die einzi­ge Gegen­leis­tung der chine­si­schen Seite bestand darin, dass sie nach unter­schied­li­chen Zählun­gen drei bis fünf Unter­grund­bi­schö­fe aner­kann­te – rund 30 sind weiter­hin nicht aner­kannt – und zuließ, dass während der Bischofs­wei­hen eine Formel verwen­det wurde, die bislang nicht zuge­stan­den wurde: „Der Papst hat dem Kandi­da­ten zuge­stimmt.“ Diese Formel sei „bemer­kens­wert, weil Chinas Regie­rung sonst immer kate­go­risch darauf bestan­den hat, dass sich – wie es auch die chine­si­sche Verfas­sung fest­legt – keine auswär­ti­ge Macht in die reli­giö­sen Ange­le­gen­hei­ten Chinas einmi­schen darf“, sagt Katha­ri­na Wenzel-Teuber vom China Zentrum in Sankt Augus­tin.


In dem chine­sisch-vati­ka­ni­schen Abkom­men geht es um weit mehr als nur um eine admi­nis­tra­ti­ve Maßnah­me – für beide Seiten. Für die chine­si­sche Führung geht es ums Prin­zip: Sie duldet keine Einmi­schung. Würde sie dem Papst das Recht zuge­ste­hen, Bischö­fe in China frei zu ernen­nen, hätte sie einen Präze­denz­fall geschaf­fen. In einer Zeit, in der die west­li­che Welt auf Konfron­ta­ti­ons­kurs mit China gegan­gen ist, bedeu­tet das Abkom­men mit dem Vati­kan zudem einen beacht­li­chen diplo­ma­ti­schen Erfolg. Hinzu kommt, dass das Außen­mi­nis­te­ri­um auf eine Wieder­auf­nah­me der 1951 abge­bro­che­nen diplo­ma­ti­schen Bezie­hun­gen zum Heili­gen Stuhl hofft, um Taiwan seinen letz­ten offi­zi­el­len Verbün­de­ten in Europa zu nehmen. Der Heili­ge Stuhl unter­hält als einzi­ges euro­päi­sches Land – als solches wird er völker­recht­lich behan­delt – diplo­ma­ti­sche Bezie­hun­gen zu Taiwan.


Für den Vati­kan geht es um nichts weni­ger als die Abwen­dung eines Schis­mas und darum, wer die „Nach­fol­ger der Apos­tel“ bestimmt. Denn das sind die Bischö­fe nach katho­li­schem Verständ­nis. Würde die staat­lich kontrol­lier­te chine­si­sche Kirche weiter­hin Bischö­fe ohne Billi­gung des Paps­tes ernen­nen, drohte die endgül­ti­ge Abspal­tung einer chine­si­schen Natio­nal­kir­che von Rom. Das wäre für jeden Papst der größte anzu­neh­men­de Stör­fall. Kriti­ker wie der emeri­tier­te Hong­kon­ger Kardi­nal Joseph Zen-Zekiun sehen in dem vom Vati­kan einge­schla­ge­nen Weg aller­dings einen Selbst­mord aus Angst vor dem Tod. „Wie kann man eine echte katho­li­sche Kirche mit einer schis­ma­ti­schen Kirche versöh­nen? Indem man alle in die schis­ma­ti­sche Kirche drängt, so wie sie es getan haben? Was für eine Kirche soll das sein?“, fragt er im Gespräch mit der F.A.Z.


Kardi­nal Zen hält es für „naiv“, sich mit der Kommu­nis­ti­schen Partei einzu­las­sen, die alle Reli­gio­nen in den vergan­ge­nen Jahren immer weiter einge­schränkt hat. Er verlangt zudem die Veröf­fent­li­chung des Abkom­mens, dessen Geheim­hal­tung es Peking erlaubt habe, Pries­ter und Gläu­bi­ge unter Druck zu setzen. Dabei ist die katho­li­sche Unter­grund­kir­che im Vergleich zu den protes­tan­ti­schen Haus­kir­chen eher unpo­li­tisch. Die katho­li­schen Pries­ter treten nicht mit regime­kri­ti­schen Äuße­run­gen an die Öffent­lich­keit, anders als manche promi­nen­te evan­ge­li­sche Pasto­ren. Den Vati­kan stellt das Abkom­men darüber hinaus vor ein altes Dilem­ma: Darf er sich mit auto­ri­tä­ren und tota­li­tä­ren Regi­men an einen Tisch setzen und Verträ­ge schlie­ßen, wenn er glaubt, nur dadurch den Fort­be­stand des kirch­li­chen Lebens sichern zu können? Darf er die Menschen­rech­te – zumin­dest zeit­wei­lig – ausblen­den, weil er das Seelen­heil gefähr­det sieht? Folter und Unter­drü­ckung hinneh­men, um Eucha­ris­tie­fei­ern zu ermög­li­chen?


Papst Fran­zis­kus schweigt beharr­lich zu den Repres­sa­li­en gegen­über der Unter­grund­kir­che, zum chine­si­schen Vorge­hen in Hong­kong und zur Unter­drü­ckung der musli­mi­schen Uigu­ren. Als er vor eini­gen Jahren von einem Jour­na­lis­ten gefragt wurde, ob in China Reli­gi­ons­frei­heit herr­sche, bejah­te er dies und sagte, die Kirchen im Land seien voll. Als er im Novem­ber 2019 gefragt wurde, „was er über die Situa­ti­on in Hong­kong denkt“, antwor­te­te Fran­zis­kus: Er denke nicht nur an Hong­kong, er denke auch an Chile, die „Gelb­wes­ten“Protes­te in Frank­reich, an Nica­ra­gua sowie an andere latein­ame­ri­ka­ni­sche und euro­päi­sche Länder. Sein Resü­mee laute­te: „Das ist ein allge­mei­nes Phäno­men.“


Der Vati­kan ist aber keines­wegs der einzi­ge Vertei­di­ger des Abkom­mens. Zu den Befür­wor­tern in Deutsch­land zählt der Abtprä­ses der Bene­dik­ti­ner­kon­gre­ga­ti­on von St. Otti­li­en, Jere­mi­as Schrö­der. Er spricht offen aus, was der Vati­kan sich so öffent­lich nicht zu sagen traut: „Aus meiner Sicht muss die Kirche beides: Sie muss für die Schwa­chen einste­hen und die Achtung der Menschen­rech­te einfor­dern, aber sie muss auch den Zugang zu den Menschen haben, damit das kirch­li­che Leben aufrecht­erhal­ten werden kann“, sagt der obers­te Missi­ons­be­ne­dik­ti­ner im Gespräch mit der F.A.Z. China sei „einfach so groß und so wich­tig, dass der Zugang der Kirche zu den Menschen jetzt Prio­ri­tät haben musste vor einer reinen Symbol­po­li­tik zuguns­ten Hong­kongs und der Uigu­ren, die letzt­lich folgen­los blei­ben würde“. Der Papst sei ja schlie­ß­lich „Hirte der gesam­ten Kirche“, sagt Schrö­der. Deshalb hält er „den prag­ma­ti­schen Ansatz des Vati­kans“ für rich­tig.


Die Missi­ons­be­ne­dik­ti­ner sind seit 1985 wieder im Nord­os­ten Chinas tätig, wo fünf einhei­mi­sche Mönche leben. Offi­zi­ell sind inter­na­tio­na­le Orden aller­dings in China verbo­ten; zudem sind nur Frau­en­or­den über­haupt zuge­las­sen. Den ersten chine­si­schen Bischof der neuen Ära kennt Schrö­der persön­lich. Anto­nio Yao Shun, der im August 2019 zum neuen Bischof von Jining im Norden Chinas geweiht wurde, hat an der Hoch­schu­le der Bene­dik­ti­ner im ameri­ka­ni­schen Bundes­staat Minne­so­ta studiert. Er ist nach Schrö­ders Urteil keines­wegs ein kirch­li­cher Appa­rat­schik mit Güte­sie­gel der Kommu­nis­ti­schen Partei, wie Kriti­ker des Abkom­mens es für die neu ernann­ten Bischö­fe befürch­ten. „Das ist ein ange­se­he­ner, ehren­wer­ter und guter Mann“, sagt Schrö­der.


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